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Meine erste Online-Mediation: Hilfe, wie mache ich das nur?

Meine erste Online-Mediation: Hilfe, wie mache ich das nur?

Die gute Nachricht vorweg: Das, was für das Gelingen einer Online-Mediation wichtig ist, kannst du schon: Zuhören, spiegeln und den Prozess steuern. 

Deshalb möchten wir euch ermutigen, die Online-Mediation anzugehen und versuchen, euch durch Hinweise zur technischen Vorbereitung und handwerklichen Umsetzung im virtuellen Raum die Angst vor der Online-Mediation zu nehmen.

Vielleicht stellst du dir folgende Fragen:

  • Was sollte ich bedenken, wenn ich erstmals eine Online-Mediation durchführe?
  • Was sind Vor- und Nachteile im Vergleich zu einer Mediation in Präsenz?
  • Auf welche technischen Voraussetzungen sollte ich achten?

Das Wichtigste ist: Mediation lebt und gelingt dann, wenn ihr eine vertrauensvolle Beziehung zu euren Medianden aufbaut. Das gilt umso mehr für den virtuellen Raum. Gestaltet hier – noch mehr als ihr das sonst tut – eine vertrauensvolle Beziehung zu euren Mediand:innen. Dies gelingt, indem ihr einige (technische) Vorsorgemaßnahmen für die Online-Mediation trefft.

Was heißt das genau?

Nehmt eure Medianden mit ins Boot. Erklärt ihnen vorher, wo die Fallstricke bei der Technik liegen könnten und was der Plan-B ist, wenn wirklich Schwierigkeiten auftreten. Das könnte ihr per Mail mit einer kurzen Checkliste für eure Medianden tun, über ein vorheriges Telefonat oder ihr vereinbart einen Tag vor der eigentlichen Mediation einen kurzen Technikcheck auf dem Videokonferenztool eurer Wahl.

Was auch immer ihr tut: Alles, was das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen erhöht, ist hier gefragt. Ihr ersetzt das Kennenlernen und den Smalltalk im Flur, der normalerweise bei der ersten Begegnung in Präsenz gerne ein wenig Zeit in Anspruch nehmen darf, durch eine sorgfältige Vorbereitung. Dies gilt für das Vertrauen in die Technik – und damit für das Vertrauen in euch als professionelle Mediator:in.

Denn: Die Medianden genießen die Gewissheit, dass ihr etwaige Pannen im Vorfeld gut mitgedacht habt (= „Ah, eine erfahrene Mediator:in…“) und sie sind in der Regel dankbar, wenn ihr in eurer professionellen Rolle ansprechbar und zugewandt für „Nebenthemen“ bleibt. Wenn ihr ihnen also bereits vor der Mediation auf der Beziehungsebene eine Arbeitsprobe von euch gebt, indem ihr ein offenes Ohr für die Sorgen und möglichen Bedenken habt, die sie als Medianden in Bezug auf eine Online-Mediation (noch) hegen.

OK, und wie sieht das jetzt in der Praxis aus?

Dies sind die technischen Voraussetzungen, für die du deine Medianden im Vorfeld der Mediation besonders sensibilisieren kannst:

  • Haben Sie für die Mediation eine stabile Internetverbindung?
  • Sind Sie während der Mediation in einem ungestörten Raum (ohne Anrufe etc.)?
  • Die Sitzung gelingt besser, wenn Sie mit einem Laptop statt mit einem Smartphone an der Mediation teilnehmen
  • Hier ist unsere Notfall-Telefonnummer (für etwaige technische Hilfestellung zu Beginn der Sitzung beim Einwählen)
  • Hier ist der Weg, um sich telefonisch in die Konferenz einzuwählen (falls Ihre Verbindung abbrechen sollte…)
  • Einschub: Eine (komplizierte) technische Einwahl lässt sich gut mit dem Tool “Loom” erklären, mit dem ihr als Mediator:innen einen Screencast macht, mit dem ihr also euren Bildschirm filmen und eure Erläuterungen zusätzlich als Audio aufnehmen könnt
  • Sie werden in der Sitzung viel zuhören und zu einigen Punkten direkt etwas erwidern wollen. Gleichzeitig geht es darum, dass Sie sich gegenseitig ausreden lassen. Legen Sie sich daher gerne einen Notizblock neben den Rechner und notieren Sie, was Ihnen beim Zuhören durch den Kopf geht
  • Ich dokumentiere die Sitzung mit Tool XYZ (zum Beispiel auf einem Whiteboard, Google-Jamboard oder mit Flinga)
  • Nach der Sitzung sende ich Ihnen eine Mail mit den (Zwischen-)ergebnissen per Mail zu
  • Eine dreistündige Online-Mediation erfordert eine hohe Konzentration. Ich werde daher x Pausen à x Minuten einbauen. Passt das für Sie oder spricht aus Ihrer Sicht etwas dagegen?
  • Thema Datenschutz: Haben Sie sich dazu bereits Gedanken gemacht?
  • Wenn zur Diskussion steht, ob Präsenz-Mediation mit Schnelltest oder Online-Mediation: Sensibilisiere deine Medianden dafür, dass bei einer weiten Anreise und einem positiven Test vor Ort ggf. eine Online-Mediation das Aufwand-Nutzen-Verhältnis besser berücksichtigt

Das notwendige Maß der Absprache variiert natürlich je nach Vorerfahrung der Medianden. Auch da ist dein Fingerspitzengefühl als Mediator:in gefragt. 

Soweit zur Vorbereitung. Und jetzt nochmal zu den guten Nachrichten (die wiederholen wir so gerne): Die weitere erfolgreiche Durchführung deiner Online-Mediation ist unserer Erfahrung nach – genau wie in der Präsenz – sehr stark abhängig von deinen professionellen mediatorischen Fähigkeiten als empathische und strukturierende Prozessbegleiter:in und (weitestgehend) unabhängig davon, welche Technik du im Einzelfall benutzt. Hauptsache, du kannst sie im Schlaf bedienen.

Deshalb: Nur Mut!

Und zum Abschluss noch eine kurze Übersicht unserer bisherigen Erfahrungen zu Vor- und Nachteilen von Online-Mediationen.

Vorteile von Online-Mediationen:

  • Reise- und Übernachtungskosten entfallen
  • Mediationstermine finden meist regelmäßiger statt, weil weniger Reisezeit etc. anfällt
  • Infektionsrisiken entfallen
  • Vereinbarkeit von Mediation und Familienleben mit (kleinen) Kindern
  • Die physische Nicht-Präsenz kann den Konfliktparteien in hoch eskalierten Konflikten einige Trigger-Momente ersparen

Mögliche Nachteile:

  • Je nach Alter und Einstellung der Medianden stellt die Teilnahme an einer Videokonferenz eine große (unüberwindbare) Hürde dar
  • Die berührende Lösungsenergie, die für alle im Raum körperlich spürbar wird, verweht im virtuellen Raum mitunter

Wie sind deine Erfahrungen mit Online-Mediationen? Wie siehst du die Zukunft der Mediation, wird Online-Mediation dauerhaft bleiben oder gibt es bald eine Renaissance der Präsenz-Mediation?

Wir freuen uns über dein Feedback. 

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8 Kommentare

  • Liebe Imke, lieber Rüdiger, danke für diesen kurzweiligen Artikel. Auch mir hilft besonders die Liste mit den Vor- und Nachteilen. Beeindruckend finde ich an Euch, wieviel KnowHow ihr inzwischen im Umgang mit der Technik und diversen Tools habt. Da schaue ich mir gerne etwas ab. Seid lieb gegrüßt Franciska
  • Hey Franciska,

    danke für die Wertschätzung und ja, Technik kann sogar Spaß machen ;) Herzlich, Imke
  • Hallo Imke, danke für diesen motivierenden und gut strukturierten Artikel. Ich bin immer wieder erstaunt, wie konzentriert eine Online-Mediation ist. Wenn es den Medianden gelingt einen ruhigen Ort für das Gespräch zu finden, dann ist konzentriertes Arbeiten miteinander möglich. Online-Mediation wird auch weiterhin eine gute Option für mich sein, die ich gerne an den Medianden anbieten werde. Mit herzlichem Gruß, Dajana
  • Liebe Dajana, danke für deinen Kommentar. Das mit der Konzentration empfinde ich auch so. Viel Erfolg weiterhin und bis bald wieder, Imke
  • Vielen Dank für Euren gut strukturierten Artikel. Er nimmt gut lesbar die wesentlichen inneren Hürden: 1. kann ich das? JA - so wie Ihr gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln nehmt und Vertrauen ins eigene Können stärkt: "Zuhören, spiegeln und den Prozeß steuern". 2. Was muß ich tun? - für mich ist Eure To Do Liste sehr gut strukturiert und schafft Vertrauen.
  • Danke, Ingrid. Supe, dass dir die Liste hilft. Liebe Grüße Imke
  • Nach einigen Zweifel bei meiner ersten Online-Mediationsanfrage und Rücksprache mit Imke, die mich sehr motiviert und bestärkt hat, habe ich letztendlich gute Erfahrungen gemacht. Ich denke, dass Online-Mediation nach der Pandemie wieder abnehmen wird, aber dennoch als Option bestehen bleibt. Den größten Vorteil sehe ich in der Unabhängigkeit des Standorts und damit dem schnelleren Zustandekommen eines Termins.
  • Liebe Susanne, das freut mich natürlich sehr zu hören! Herzliche Grüße Imke

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