Warum wir dafür plädieren, Konflikte in Krisenzeiten nicht aufzuschieben, sondern eine Online-Mediation fürs Team einzuberufen.
Du beißt dir auf die Nägel. Wie oft schon hast du dir vorgenommen, die schlechte Stimmung zwischen dir und Maria anzusprechen? Ein Thema nach dem anderen hat Maria auf den Tisch gepackt, und dir ist es schwer gefallen, dich zu konzentrieren. Einen Moment lang kommt dir der Gedanke, dass sie mit diesem ganzen Formalkram eurem eigentlichen Problem ausweicht. Du hast dich heute dabei erwischt, dass du die Gestaltung eures neuen Flyers übernommen hast, obwohl sie das viel besser kann. Nur weil du Angst hattest, dass sie einschnappen könnte und du dann wieder diesen Kloß im Magen spazieren führst.
In den letzten Monaten hat sich in eurem Team viel angestaut. Eure Arbeit hat sich verändert. Bei vielen Themen, über die ihr euch vor Corona einig wart, ist es zu Reibereien, Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen gekommen.
Warum ist das eigentlich so?, fragst du dich.
Die Zeit, die ihr als Team in Präsenz miteinander verbringt, hat sich verringert. Mehr Dinge müssen nun in weniger Zeit geklärt werden. Es gibt einfach keine wertvollen Gespräche in der Teeküche mehr. Wenn es jetzt zu Missverständnissen, Ärger über den Kommunikationsstil des anderen und Ähnlichem kommt, dauert es lange, bis ihr dazu kommt, es zu klären. Bis dahin vergeht viel Zeit, in der sich jede:r von euch so richtig in ihrem Ärger suhlen kann. Wenn ihr euch dann wieder seht, gibt es so viele aktuelle Dinge zu besprechen, das ihr nicht dazu kommt, die alten Verärgerungen aufzuklären.
Ist ja vielleicht auch gar nicht so schlimm, denkst du. Und das geht dann auch wirklich eine Weile lang ganz gut. So lange, bis es das nächste Mal wieder kracht, oder du deinen Ärger herunter schluckst, oder schon wieder die Luft knistert. Nur nicht aus Liebe…
Im Laufe der Zeit wirst du darüber frustriert und fragst dich: Diese berühmte Resilienz, von der immer alle reden, und die sich in Zeiten des Virus angeblich herausbildet, könnte ich da bitte auch was von bekommen? Ihr müsstet euch eigentlich endlich mal zusammensetzen und über alles reden? Von Angesicht zu Angesicht? Eine neutrale Person müsste euch dabei helfen? Doch gerade in der Zeit der Kontaktbeschränkungen fällt euch das schwer?
Gleichzeitig ist dir bewusst, dass die aktuelle Situation für dich auch Vorteile gebracht hat.
In der Familie, wenn nach dem Abendessen alle noch zusammensitzen, etwas spielen oder gemeinsam alte Fotos schauen, wird dir häufiger bewusst, was du an deiner Familie hast. Dir wird klar, wie wertvoll solche intensiven Momente sind und wie schnell sie im Rausch der Möglichkeiten des normalen Alltags verloren gehen können.
Lange, intensive Gespräche am Rhein mit deinem Coronafreund oder -freundin, die ihr im Frühjahr im Lockdown führtet (und die du im Sommer schon wieder vermisst hast)? Die nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch eine neue Nähe zueinander bewirkt haben?
Welche Rahmenbedingungen haben das ermöglicht, und worin lag die Intensität dieser gemeinsamen Zeit begründet, fragst du dich?
Wir schauen uns das hier mal an:
Es geht um Fokus, Tiefe und Regelmäßigkeit.
Es war die Ausblendung der Außenwelt, das Wegräumen von allem, das den Fokus ablenken könnte. Die konsequente Konzentration auf einige wenige (oder nur einen anderen) Menschen. Und sich dann in den nächsten Stunden von nichts ablenken lassen.
Durch diesen Fokus und die Konzentration auf die relevanten Gesprächspartner:innen, entsteht in Gesprächen mit Freunden eine Nähe. Im Konfliktlösungsgespräch schaffen wir etwas Ähnliches, wir nennen es eine Gesprächstiefe, wenn wir gemeinsam zu den Konfliktursachen abtauchen. Und in dieser Tiefe bergen wir die Lösung des Konfliktes.
Wenn das Gespräch einmal in Gang gekommen ist, solltet ihr diesen Schwung nutzen und weiter am Ball bleiben, bis der Konflikt wirklich geklärt ist. Der Vorteil an Online-Mediationen ist, dass durch das Wegfallen von Reisezeiten und damit verbundenen Infektionsrisiken Termine meist schneller und regelmäßiger zustande kommen als in Präsenz. Dies ermöglicht eine Serie von Gesprächen, die wiederum Fokus und Tiefe beinhalten. Eine positive Dynamik entfaltet sich.
Der Fokus, die gedankliche und emotionale Nähe und das regelmäßige Gespräch sind die Qualitäten, die wir in der Online-Mediation herzustellen trachten. Und bevor ihr fragt: Nein, eine Mediation per Videokonferenz ist nicht dasselbe wie eine Mediation in der persönlichen physischen Begegnung.
Wir behaupten, dass es zum Zweck der Mediation günstiger ist, die körperliche Nähe zu opfern für einen absichtlich hergestellten Fokus im oben beschriebenen Sinn. Körperliche Nähe kann ein entscheidendes zusätzliches Qualtitätsmerkmal für Nähe sein, klar. Für sich alleine bedeutet sie jedoch nichts, sie kann sogar defokussierend und eskalierend wirken, wie jede überfüllte U-Bahn beweist.
Wir wissen nicht, wohin sich die Infektionslage entwickeln wird. Doch egal ob mit oder ohne Kontaktbeschränkungen, die Learnings aus den Lockdowns kann uns niemand mehr nehmen.
Unsere Erkenntnis ist: Viele der Faktoren gelingender Gespräche lassen sich über Videosoftware sehr gut umsetzen, wenn man weiß, worauf es ankommt. Im Fall der Mediation ist das die Konzentration auf die Menschen in deinem Team, mit denen du wirklich etwas zu klären hast. Und die Entscheidung für die Dritten, die sich mit den technischen Gepflogenheiten, der Steuerung solcher Gespräche und der Gesprächstiefe, also den Wegen hin zu konstruktiven Lösungen, gut auskennen.
Online-Mediation für dein Team mit Zoom? Ja, echt jetzt.
RheinMediation - Kultur der Verständigung
Rüdiger
Ich denke auch, es geht nicht mehr weg.
Runtergebrochen findet ja jeder zwischenmenschliche Kontakt jenseits direkter Berührung übertragen statt (Schall, Licht, usw.)
Die Qualitäten, die diesen Kontakt erlebnisreich, berührend, sinnhaft machen, sind on- und offline gefragt. Viel zu lernen, und zumindest dieser Aspekt macht ja auch Spaß.
Andreas Kuban
Was denkst du?